PAPIERTHEATER Nr.28
Hrsg.: Forum-Papiertheater
Hanauer Papiertheater schloss Philippsruhe e.V.
Ausgabe September .2004


Seite 8 und 9



Warum ist es am Rhein so schön?

Weil es
20 JAHRE
KÖLNER
KÄSTCHEN
TREFFEN

gibt

Der Kenner genießt dieses erschütternde Maß an bezahlter Langeweile,
und indem er mit betontem Unverständnis reagiert, weist er sich als Kenner aus.
Max Zimmermann


KÖLNER KÄSTCHENTREFFEN
zu Gast in Mourmelon.
Es spielten:
Barbara Räderscheidt Hochzeitstag
(siehe Foto S.9 unten rechts),
Heribert Schulmeyer La Donna sogna,
(das Foto auf Seite 8 oben
zeigt Heribert Schulmeyer mit
Kreissäge und Bühne am Rhein),
Theo Kerp Hotel Rebstock (daraus
die Zeichnungen der fidelnden
Grillen oben und Loreley im Boot
und Pärchen unten),
Herben Rosner Partire
c'est toujours un peu mourire
(siehe Foto unten: Herbert Rosner
spielt mit dem „Tod“),
Jojo Wolff Rheinreise (siehe die
Fotos oben und rechts),
Max Zimmermann Bar Paloma,
Gerd Kuck Memories

PROLOG
zur Ausstellung im Düsseldorfer Theatermuseum aus Anlass des
20-jährige Jubiläums des Kölner Kästchentreffens.

Papiertheater? Wir haben in, den alltäg-lichen Papier-Krieg gewöhnt, den man mit solch einer Armada natürlich nicht führen kann. Den Papiertiger erspare Ich mir, Ihnen vorzuführen. Aber Papier-theater?
„Theater ist immer live“, hieß ein Slogan aus der Theaterwerbung: Theater ist Fleisch und Blut, aber Papier? (…)
Schaut man ich um im Europa des 19. Jahrhunderts, denn es ist wahrhaftig ein europäisches Phänomen und wird zu Beginn des 19. Jahrhunderts „erfunden", so findet man das, was wir als Papier-theater zu bezeichnen pflegen, unter den verschiedensten Namen wieder. (…)


Irgendwann zwischen den Kriegen verschwand das Papiertheater aus den Kinderzimmern auf den Dachboden
oder begann, ein kümmerliches Dasein in volkskundlichen Museen zu fristen. (…)
So hätte das Papiertheater langsam
vergehen können - aus Gründen des Materials und wegen des mangelnden Interesses, hatte sich da nicht 1984 im
Schatten der mächtigen Türme des
Kölner Doms.
DIE KÜNSTLERGRUPPE
vorgestellt von Herbert Rosner (Auszug)
Abweichend von anderen neo-dadaistischen Tendenzen in der zeitgenössischen Kunst setzt die seit nunmehr 20 Jahren vorwiegend im Rheinland agierende Künstlergruppe nicht auf Irritation oder
Provokation der Betrachter, sondern organisiert spielerisch den realen Gegenstand (objet trouvé = objet cherché) als Bausteine eines formalästheti-schen Kompositionsgerüsts in Bildkästen,

 

Kartonagen oder kleinen Vitrinen. Das Objekt wird Farbträger und Agierender einer bewusst erzählenden Inhaltlichkeit. Nur konsequent scheint gegen Ende der 80er Jahre die Zuwendung zum Papiertheater, einer in Vergessenheit geratenen Kommuni-kationsform zu sein, die ihre Blütezeit im 19. Jahrhundert erfuhr. Jetzt, in neue Zusammenhänge gesetzt, mutiert diese ästhetische Ausgangssituation bei einem Teil der Gruppe unter Einbeziehung unterschiedlichster Materialien mehr und mehr zum Objekttheater.

Das Bedürfnis. das vergängliche Theater-erlebnis im Bild zu erhalten, befriedigte lange Zeit der Kupferstich. Für ein begrenztes Publikum an Kennern und Liebhabern wurden Ausstattungen, Kostüme und Darsteller festgehalten.
Die Popularität des Theaters als Medium der bürgerlichen Gesellschaft sicherte
die Nachfrage und den Absatz. (…)
Gleichzeitig ist das Papiertheater ein Indikator für neue gesellschaftliche Entwicklungen. Das Theater als Medium der bürgerlichen Öffentlichkeit wird in
die innen Innerlichkeit der bürgerlichen
Familie verlegt. Bei dieser Art von Theaterabbild ging es nicht nur um
das Festhalten eines Theatererlebnisses,
eine Gruppe junger Künstler, Maler. Bühnenbildner, Objektemacher gefunden, um eigene Papiertheater zu entwerfen und mit ihnen zu spielen. (…) „Kästchentreffen“ nannten sie Ihre Zusammenkünfte, wo auf den selbst entworfenen Miniaturbühnen eigene „Stücke“ zur Freude der Künstlerkollegen vorgeführt wurden. Die an sich schon reiche Kölner Theaterlandschaft wurde um einige interessante Häuser erweitert: Max Zimmermanns „Dreikronbühne KöIn“, Charli Weingartens "Equisetum - Schaubühne am Sellbach“, Jojo Wolffs "Allstädter Bühnen", Heribert Schulmeyers "Dürrkopps Laienkunstbühne", Herbert Rosners ,"Original Mülheimer Kammerbühne von 1984“, Barbara Räderscheidts "Laboratoire aerodynamique" Gerd Kuck, „Kalker Objektbühne“. Theo Kerps „Freie Landbühne“. Die Kästchentreffen wurden zur Institution und erlangten Iängst Museumsreife.
(…)

© für alle Zeichnungen. Fotos und Texte bei den
Urhebern, mit deren beifälligem Nicken der
Redakteur sie aus den dringend empfehlenswerten
KÄSTCHENTREFFEN-Publikationen (Booklets und
CDs) gestohlen hat. Mehr dazu Im Internet unter
KÖLNER KÄSTCHENTREFFEN oder


www.kölner-kästchentreffen.de
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sondern um die Nachahmung der Theatersituation mit all ihren "Zaubermitteln" wie den Vorhängen,
die enthüllten und verhüllten, den beweglichen und vertauschbaren
Kulissen, die neue Welten und Zauberreiche eröffneten, den Licht und
anderen pyrotechnischen "Effekten",
die das Theatererlebnis kollossal
steigerten, aber das Papiertheater
auch zu einer höchst vergänglichen
Angelegenheit werden ließen.

Wir sind dankbar für die Perspektive, die sie dem Papiertheater gewiesen haben und weiterhin weisen werden. Das Papiertheater ahmt das richtige Theater sowohl in seinen Inhalten als auch in den technischen Möglichkeiten nach. Papier gerät hier beinahe zur Metapher, wenn wir all jenes Material im Blick haben, welches das Kölner Kästchentreffen bereits für die Miniaturbühnen erobert hat. Korrekterweise sollten wir es also Objekttheater nennen. (…)

Dr.Winrich Meiszies
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